Reizmagen (Funktionelle Dyspepsie) – Symptome, Ursachen und Therapie

Bild von Modell eines Menschen, mit Skellet und Organe.

Ein Reizmagen ist eine funktionelle Störung des oberen Verdauungstrakts, bei der chronische Beschwerden im Oberbauch auftreten, ohne dass eine organische Ursache nachweisbar ist (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose). Medizinisch wird dieser Zustand als funktionelle Dyspepsie bezeichnet und er wird nach ICD-10 unter dem Code K30 klassifiziert (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose). Typischerweise leiden Betroffene seit mindestens 3 Monaten (Beginn vor über 6 Monaten) unter Symptomen wie Völlegefühl, schnellem Sättigungsgefühl oder epigastrischen Schmerzen, ohne dass z.B. eine Magenschleimhautentzündung, ein Geschwür oder andere Erkrankungen als Ursache gefunden werden können. Die Diagnose ist daher eine Ausschlussdiagnose: Ärzte führen Untersuchungen wie Labor, Ultraschall und vor allem eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durch, um andere Ursachen auszuschließen (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Werden keine organischen Befunde erhoben, können die Kriterien der Rom-IV-Klassifikation (symptombasierte Diagnosekriterien) zur Bestätigung einer funktionellen Dyspepsie herangezogen werden (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Wichtig ist auch die Anamnese auf Alarmzeichen (z.B. Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, nächtliche Schmerzen) – fehlen diese und passt das Beschwerdebild, spricht vieles für einen Reizmagen.

 

Medical Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Konsultiere immer einen Arzt oder Therapeuten, bevor du eine neue Behandlung ausprobierst.

 

Ein Reizmagen ist weit verbreitet: Schätzungsweise etwa 5–10 % der Bevölkerung sind davon betroffen (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose). Die Erkrankung verläuft oft chronisch mit fluktuierenden Symptomen – Phasen mit Beschwerden wechseln mit relativ beschwerdearmen Intervallen (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Zwar beeinträchtigen die Symptome die Lebensqualität der Patienten teils erheblich, doch ist ein Reizmagen medizinisch gutartig, d.h. es besteht keine Schädigung von Organen. Die Herausforderung liegt vielmehr darin, die Ursachen für die funktionelle Störung zu identifizieren und die Symptome wirksam zu lindern, da es keinen einfachen Labortest oder Marker dafür gibt.

Mögliche medizinische Ursachen

Die genauen Ursachen des Reizmagens sind bis heute nicht vollständig geklärt. Man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus – verschiedene körperliche Faktoren können zusammenspielen und die Magen-Darm-Funktion beeinträchtigen. Zu den wichtigen diskutierten Auslösern und Mechanismen zählen:

  • Gestörte Magenentleerung (Motilitätsstörung): Bei einem Teil der Patienten entleert sich der Magen verzögert in den Darm. Speisen verbleiben dadurch länger im Magen als normal, was zu Völlegefühl, Druck und Übelkeit führen kann. Studien zeigen, dass etwa 20–50 % der Reizmagen-Patienten eine verzögerte Magenentleerung aufweisen ( Prevalence of Gastric Motility Disorders in Patients with Functional Dyspepsia – PMC ). Diese milde Form einer Gastroparese (Magenlähmung) führt insbesondere nach dem Essen zu anhaltendem Völlegefühl und schneller Sättigung. Allerdings entwickelt nicht jeder Mensch mit langsamer Magenentleerung auch Symptome – offenbar sind weitere Faktoren nötig (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie).
  • Viszerale Hypersensitivität (überempfindliche Nerven): Viele Betroffene haben eine erhöhte Empfindlichkeit der Magen-Nerven. Das bedeutet, normale Reize – etwa die Dehnung der Magenwand durch eine Mahlzeit oder die Magensäureproduktion – werden vom Nervensystem als Schmerz oder starkes Unwohlsein registriert (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Diese viszerale Hyperalgesie (Überempfindlichkeit der Eingeweideschmerzen) ist ein zentrales Merkmal funktioneller Magen-Darm-Erkrankungen. Patienten mit Reizmagen nehmen mechanische (und vermutlich auch chemische) Reize im Verdauungstrakt stärker wahr als Gesunde (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Warum das so ist, ist noch Gegenstand der Forschung – wahrscheinlich tragen Veränderungen im Nervensystem (z.B. eine verstärkte Signalleitung oder -verarbeitung) dazu bei. Wichtig ist: Die Schmerzen sind real, auch wenn keine sichtbare Gewebeschädigung vorliegt.
  • Helicobacter pylori (Magenkeim): Eine mögliche organische Mit-Ursache ist eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Dieses Bakterium kann eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) verursachen und spielt bei einem Teil der Patienten eine Rolle. Man weiß, dass etwa bis zu 40 % der Betroffenen nach einer gezielten Eradikation (Antibiotikatherapie) gegen Helicobacter eine deutliche und anhaltende Besserung ihrer Dyspepsie-Symptome erfahren (Helicobacter pylori Eradication Therapy for Functional Dyspepsia: A Meta-Analysis by Region and H. pylori Prevalence). Experten sprechen dann von einer H. pylori-assoziierten Dyspepsie. Daher sollte bei länger anhaltenden Oberbauchbeschwerden ein Helicobacter-Test erfolgen – ist er positiv, wird der Keim in der Regel eliminiert. Allerdings sind nicht alle Reizmagen-Patienten Helicobacter-positiv, und selbst bei erfolgreicher Therapie bleiben über die Hälfte der Patienten weiterhin symptomatisch (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) (Helicobacter pylori Eradication Therapy for Functional Dyspepsia: A Meta-Analysis by Region and H. pylori Prevalence). Helicobacter ist also nicht alleinverantwortlich, kann aber ein faktor sein, der bei manchen Patienten den Magen “reizbar” macht.
  • Chronische Entzündungen (Gastritis, Duodenitis): Auch mikroskopische Entzündungen der Magen- oder Dünndarmschleimhaut stehen im Verdacht, zum Reizmagen beizutragen. Bei vielen Patienten findet sich keine sichtbare Entzündung in der Magenspiegelung. Jedoch zeigen neuere Untersuchungen, dass geringgradige entzündliche Veränderungen vorliegen können – z.B. eine erhöhte Zahl an Entzündungszellen (Eosinophile und Mastzellen) in der Duodenalschleimhaut (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Solche Veränderungen deuten auf eine Immunreaktion hin, möglicherweise ausgelöst durch vorausgegangene Infektionen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Diese lokale Entzündung könnte die Nerven sensitiver machen und so zur viszeralen Hypersensitivität beitragen. Auch eine leichte Magenschleimhautentzündung (etwa im Rahmen einer Helicobacter-Infektion oder durch Gallereflux, s.u.) kann Dyspepsie-Beschwerden verursachen, selbst wenn kein Ulkus vorliegt. Insgesamt wird ein Reizmagen heute als Störung an der Schnittstelle von Nerven- und Immunsystem gesehen – organisch ist nichts Zerstörerisches zu finden, aber funktionell laufen Prozesse ab, die Symptome erzeugen.
  • Gallereflux: Nicht nur Magensäure, auch Gallensäuren können den Magen reizen. Von der Leber gebildete Galle gelangt normalerweise nur in den Dünndarm, doch bei manchen Menschen kommt es zu einem Rückfluss von Galle in den Magen (duodenogastrischer Reflux). Diese galligen Flüssigkeiten können die Magenschleimhaut angreifen und Übelkeit, Schmerzen oder Völlegefühl auslösen. Tatsächlich hat eine Studie gezeigt, dass bei mindestens einem Drittel der Patienten mit funktioneller Dyspepsie Anzeichen einer biliären Gastropathie (Gallenrückfluss bedingten Magenschleimhautschädigung) vorliegen (Bile Reflux: Clinical Considerations – Gastroenterology Advisor). Gallereflux tritt z.B. häufiger nach Gallenblasenoperationen oder bei Motilitätsstörungen auf. Die klassische “Übersäuerung” des Magens (zu viel Magensäure) ist dagegen nur bei einem Teil der Patienten ursächlich – einige Studien deuten sogar an, dass eher eine fehlende Säureadaption bzw. ein empfindliches Ansprechen der Schleimhaut auf normale Säuremengen vorliegt (Umfrageergebnisse bestätigen: Ärzte sollten funktionelle Dyspepsie häufiger kausal therapieren! – GESUNDHEIT ADHOC) (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). In jedem Fall können neben Säureblockern auch Medikamente zum Schutz der Schleimhaut oder Binde von Gallensäuren versucht werden, wenn Gallereflux vermutet wird.
  • Hormonelle Einflüsse: Geschlechtsspezifische Unterschiede geben Hinweise darauf, dass Hormone eine Rolle spielen. Frauen sind deutlich häufiger von funktioneller Dyspepsie betroffen als Männer (etwa 1,5–2-fach erhöhtes Risiko) ( Functional Dyspepsia: A Narrative Review With a Focus on Sex-Gender Differences – PMC ) ( Functional Dyspepsia: A Narrative Review With a Focus on Sex-Gender Differences – PMC ). Östrogene und Progesteron – die weiblichen Geschlechtshormone – verlangsamen nachweislich die Magenentleerung und beeinflussen die Magen-Darm-Motorik ( Functional Dyspepsia: A Narrative Review With a Focus on Sex-Gender Differences – PMC ). Beispielsweise ist die Magenentleerung in der zweiten Zyklushälfte (luteale Phase, hoher Östrogenspiegel) träger als in der ersten Phase ( Functional Dyspepsia: A Narrative Review With a Focus on Sex-Gender Differences – PMC ). Diese hormonellen Schwankungen könnten erklären, warum manche Frauen zyklusabhängig mehr Magenbeschwerden haben. Außerdem beeinflussen Östrogen und Stresshormone die Schmerzverarbeitung: Frauen reagieren z.B. empfindlicher auf CRF (Corticotropin-Releasing-Factor), ein Stresshormon, das die Darm-Hirn-Achse moduliert ( Functional Dyspepsia: A Narrative Review With a Focus on Sex-Gender Differences – PMC ). All das deutet darauf hin, dass hormonelle Umstellungen – etwa während des Menstruationszyklus, in der Schwangerschaft oder Menopause – die Beschwerden eines Reizmagens beeinflussen können. Interessanterweise treten funktionelle Magenbeschwerden häufig erstmals in Phasen hormoneller Veränderungen auf (z.B. junges Erwachsenenalter oder in der Schwangerschaft).
  • Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO): Eine mögliche Rolle spielt auch die Darmflora des Dünndarms. Normalerweise ist der obere Dünndarm relativ keimarm; kommt es zu einer bakteriellen Überbesiedelung (engl. small intestinal bacterial overgrowth, SIBO), können Gärungsprozesse und Gasbildung verstärkt auftreten. Dies verursacht Blähungen, Druck im Bauch und kann die Bewegungen des Magens beeinflussen. Neuere Studien haben einen Zusammenhang zwischen SIBO und funktioneller Dyspepsie untersucht. In einer randomisierten placebokontrollierten Studie zeigte sich, dass eine 2-wöchige Behandlung mit dem nicht-resorbierbaren Antibiotikum Rifaximin bei Dyspepsie-Patienten eine signifikante Besserung der globalen Symptome, des Völlegefühls und Aufstoßens erzielte (78 % Symptomlinderung unter Rifaximin vs. 52 % unter Placebo nach 8 Wochen) (Randomised clinical trial: rifaximin versus placebo for the treatment of functional dyspepsia – PubMed) (Randomised clinical trial: rifaximin versus placebo for the treatment of functional dyspepsia – PubMed). Dies weist darauf hin, dass bei einigen Patienten bakterielle Ungleichgewichte im Darm die Beschwerden mitverursachen. Eine Metaanalyse aus 2021 bestätigte, dass Probanden mit Reizmagen häufiger SIBO aufwiesen als gesunde Kontrollen (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Diskutiert wird, ob z.B. vorausgegangene Infekte (Gastroenteritiden) die Darmflora so verändern können, dass anschließend ein Reizmagen entsteht. Insgesamt gewinnt die Mikrobiom-Forschung auch bei der funktionellen Dyspepsie an Bedeutung.

Zusammenfassend geht man bei der Entstehung des Reizmagens von einem bio-psycho-sozialen Modell aus. Neben den genannten medizinisch-physiologischen Faktoren (veränderte Motorik, Bakterien, Entzündungsreaktionen etc.) spielen – wie im nächsten Abschnitt erläutert – auch psychische und neuronale Faktoren eine große Rolle. Oft kommen mehrere Aspekte zusammen (viele Betroffene berichten z.B., dass die Beschwerden nach einer Magen-Darm-Infektion begannen und seither vor allem in Stresssituationen wiederkehren). Dieses komplexe Zusammenspiel macht jeden Fall individuell – und erfordert meist einen ganzheitlichen Therapieansatz.

Symptome eines Reizmagens

Die Symptome einer funktionellen Dyspepsie können von Person zu Person variieren, zeigen aber typische Muster. Charakteristisch sind vor allem Beschwerden im Oberbauch rund um die Nahrungsaufnahme. Häufig unterscheidet man zwei Symptom-Subtypen:

  • Postprandiales Distress-Syndrom (PDS): Hier stehen Völlegefühl und schnelles Sättigungsgefühl im Vordergrund – Betroffene fühlen sich bereits nach wenigen Bissen „übermäßig voll“ und haben einen unangenehmen Druck im Oberbauch, als würde das Essen „schwer im Magen liegen“. Dieses Völlegefühl kann über Stunden anhalten (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Oft kommt begleitend Aufstoßen von Luft vor und Appetitlosigkeit entwickelt sich, da Essen als unangenehm erlebt wird (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose).
  • Epigastrisches Schmerz-Syndrom (EPS): Dabei dominieren Schmerzen oder Brennen im Oberbauch (Epigastrium). Die Schmerzen liegen ungefähr in der Magengegend, direkt unter dem Brustbein, und können dumpf drückend oder auch brennend (ulcus-ähnlich) sein (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). Typischerweise treten sie nicht nur in Verbindung mit dem Stuhlgang (wie beim Reizdarm) auf, sondern eher in Relation zum Essen – manche haben nüchtern Schmerzen (bohrendes „Hungergefühl“), andere nach dem Essen verstärkt Beschwerden. Sodbrennen (säurebedingtes Brennen hinter dem Brustbein) kann auftreten, ist aber beim Reizmagen weniger im Vordergrund als z.B. bei Refluxpatienten.

Darüber hinaus können weitere Symptome bestehen: Übelkeit ist häufig, teils bis hin zum Erbrechen (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose), besonders wenn zu viel oder sehr fett gegessen wurde. Viele Patienten berichten auch über Blähungen und ein verstärktes Bauchrumoren nach dem Essen. Gelegentlich sind Stuhlunregelmäßigkeiten (Verstopfung oder leichter Durchfall) mit vorhanden, was Überschneidungen zum Reizdarmsyndrom andeutet (Reizmagen – Symptome, Behandlung, Hausmittel & Prognose) – tatsächlich erfüllt etwa ein Drittel der Reizmagen-Patienten zugleich die Kriterien eines Reizdarms (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Wichtig: Alarmzeichen wie Fieber, ungewollter Gewichtsverlust, nächtliche starke Schmerzen oder Bluterbrechen/Teerstuhl treten bei einem klassischen Reizmagen nicht auf (Reizmagen: Symptome, Ernährung, Behandlung | gesundheit.de) (Reizmagen: Symptome, Ernährung, Behandlung | gesundheit.de) – deren Vorliegen würde auf andere Erkrankungen hindeuten und muss gezielt abgeklärt werden.

Die Beschwerden beim Reizmagen sind chronisch-rezidivierend – sie bestehen meist über Monate oder Jahre, mal stärker, mal schwächer. Häufig verschlimmern sie sich unter Stress oder ungewohnten Belastungen und bessern sich phasenweise von selbst. Obwohl die Symptome sehr unangenehm sein können, finden sich – wie betont – keine Organschäden. Dieser Umstand führt leider oft dazu, dass Patienten das Gefühl haben, man nehme ihre Beschwerden nicht ernst. Doch Oberbauchschmerzen und Dauerdruck sind keineswegs „eingebildet“ – sie haben nur andere, feinere Ursachen als etwa ein Magengeschwür, nämlich funktionelle und neuronale Dysregulationen.

Psychosomatische Faktoren und die Bauch-Hirn-Achse

„Mir schlägt etwas auf den Magen“ – „aus dem Bauch heraus entscheiden“ – „ein flaues Gefühl in der Magengrube“: Diese geläufigen Redewendungen zeigen, wie eng unsere Psyche und der Magen-Darm-Trakt miteinander verknüpft sind. Tatsächlich reagiert der Verdauungstrakt sehr empfindlich auf Emotionen wie Stress, Angst oder Ärger (Psychosomatische Medizin – Allgemeinmedizin – Universimed – Medizin im Fokus). Beim Reizmagen sind psychosomatische Einflüsse deshalb von großer Bedeutung. Studien belegen, dass funktionelle Magen-Darm-Beschwerden häufig mit Stress und psychischen Belastungen einhergehen. So leiden Patienten mit Reizmagen im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung deutlich öfter unter Angststörungen oder Depressionen (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Ursache und Wirkung sind dabei schwer zu trennen: Einerseits können anhaltende Magenbeschwerden zu Ängsten und Grübeln führen; andererseits kann eine Neigung zu Ängsten das Auftreten und die Wahrnehmung von Magenproblemen verstärken. Fachleute vermuten ein bidirektionales Zusammenspiel, bei dem sich körperliche und psychische Aspekte gegenseitig aufschaukeln (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie).

Die Bauch-Hirn-Achse verstehen

Physiologisch lässt sich der Einfluss der Psyche auf den Magen durch die Bauch-Hirn-Achse erklären – die enge neuronale Verbindung zwischen dem zentralen Nervensystem (Gehirn) und dem enterischen Nervensystem (dem „Bauchgehirn“). Diese Achse wird vor allem durch den Nervus vagus vermittelt, den großen Parasympathikus-Nerv, der vom Hirnstamm zu allen Verdauungsorganen zieht. Über 80 % seiner Fasern laufen vom Bauch zum Gehirn (afferent) und übermitteln kontinuierlich Informationen über den Füllungszustand, die chemische Zusammensetzung und Bewegungen des Magens (Therapie mit Prokinetika) (Magennerven – Symptome, Ursachen & Behandlung | Iberogast®). Stress kann diese Kommunikation wesentlich beeinflussen: Bei Anspannung schüttet der Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, welche die Verdauung vorübergehend verlangsamen – der Körper schaltet auf „Fluchtmodus“ und reduziert die Magen-Darm-Motorik (Sodbrennen durch Reizmagen). Das Essen bleibt länger im Magen, es wird weniger Verdauungssaft produziert, und die Schmerzempfindlichkeit kann steigen. Viele Menschen spüren das beispielsweise vor einer Prüfung oder in Angstsituationen: Übelkeit, „flatternder“ Magen oder Appetitlosigkeit bis hin zu Durchfall sind typische akute Stressreaktionen. Chronischer Stress kann diesen Mechanismus dauerhaft fehlregulieren. Beim Reizmagen nimmt man an, dass wiederholte Stressreize zu einer Art Sensibilisierung führen – die Reizschwelle für Magen-Darm-Unbehagen sinkt. Körperliche Stressfolgen wie verspannte Bauchmuskulatur oder flache Atmung können zusätzlich Symptome provozieren (Functional Dyspepsia: What It Is, Symptoms & Treatment) (Functional Dyspepsia: What It Is, Symptoms & Treatment). Kurz gesagt: Psychische Belastungen schlagen tatsächlich auf den Magen – und zwar über messbare nervliche und hormonelle Wege der Bauch-Hirn-Achse.

Vagusnerv und Schmerzverarbeitung: Interessanterweise haben Untersuchungen gezeigt, dass Reizmagen-Patienten häufig eine gestörte vagale Regulation aufweisen. So ist z.B. der sogenannte Vagustest (Insulin-Hypoglykämie-Test, der die Vagus-Antwort provoziert) bei ihnen abnormal: Die vagale Reaktion ist abgeschwächt, was auf eine verminderte Vagusfunktion hinweist (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Tierexperimentell konnte man zeigen, dass eine gestörte Vagusfunktion zu viszeraler Hypersensitivität führt (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Das passt zu der Beobachtung, dass Patienten mit eingeschränktem Vagus häufig niedrigere Schmerzschwellen im Magen-Darm-Bereich haben (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Gleichzeitig fanden sich bei Reizmagen-Patienten auch Veränderungen im zentralen Nervensystem: In Hirnscan-Studien (PET) zeigten sich andere Aktivierungsmuster im Schmerzverarbeitungszentrum des Gehirns als bei Gesunden (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung). Übersetzt bedeutet das, dass Bauchsignale im Gehirn anders ankommen und verarbeitet werden, was die Wahrnehmung verstärken kann. Dieses komplexe Zusammenspiel von peripheren Nerven (Vagus) und zentraler Verarbeitung macht deutlich: Die Beschwerden sind nicht eingebildet, sondern neurophysiologisch erklärbar – das Gehirn empfängt und verstärkt Schmerzsignale aus einem empfindlichen Magen.

Psychische Faktoren wie Stress oder Angst wirken also als Verstärker der Symptome. Umgekehrt können Erfolgserlebnisse wie Besserung der Beschwerden oder das Verständnis für die Gutartigkeit des Reizmagens beruhigend auf das Nervensystem wirken. Moderne Therapieansätze beziehen daher die Psyche gezielt mit ein – nicht, weil „alles psychisch“ wäre, sondern weil die Behandlung der Nervensignale (z.B. durch Stressreduktion oder bestimmte Medikamente) oft der Schlüssel zur Linderung ist.

(Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) Stressabbau durch Entspannungstechniken: Viele Betroffene mit Reizmagen profitieren von Achtsamkeitsübungen, Meditation oder progressiver Muskelentspannung. Durch regelmäßige Entspannung können die überaktiven Nervenimpulse zum Verdauungstrakt gedämpft und die Beschwerden deutlich gemildert werden.

Ganzheitliche Therapieansätze

Da ein Reizmagen auf verschiedenen Ebenen entsteht, ist auch die Therapie am erfolgreichsten, wenn sie ganzheitlich ansetzt – also Körper und Psyche gleichermaßen berücksichtigt. Es gibt nicht die eine Pille, die alle Symptome verschwinden lässt. Vielmehr hilft meist eine Kombination aus Lebensstiländerungen, unterstützenden Medikamenten und psychosomatischer Begleitung. Folgende Ansätze haben sich als wirksam erwiesen:

  • Ernährung und Essgewohnheiten: Obwohl Patienten häufig vermuten, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen, lassen sich keine pauschalen Diätempfehlungen aus der Studienlage ableiten (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Jeder Reizmagen reagiert individuell. Allgemein empfehlen Ärzte jedoch eine leicht verdauliche Kost: fettarm, nicht zu üppig gewürzt, und in mehreren kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt essen (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Üppige, fettreiche Mahlzeiten können die Symptome verstärken (viele Patienten berichten z.B., dass nach fettem Essen das Völlegefühl extrem wird) (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann helfen, persönliche Trigger-Lebensmittel zu identifizieren und künftig zu meiden (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Manche Betroffene reagieren empfindlich auf Kaffee, Alkohol oder scharfe Speisen – hier ist ein vorsichtiger Versuch des Weglassens sinnvoll, um zu sehen, ob sich Besserungen einstellen. Auch Blähungsförderndes (Hülsenfrüchte, sehr ballaststoffreiche rohe Kost spät am Abend) sollte man einschränken, da übermäßige Gasbildung das Völlegefühl erhöht. Ein Ansatz, der in den letzten Jahren Beachtung fand, ist die Low-FODMAP-Diät: Dabei verzichtet man auf bestimmte schwer verdauliche Kohlenhydrate (z.B. in Zwiebeln, Kohl, Weizen, bestimmten Obstsorten). Diese Diätform zeigt sehr gute Erfolge beim Reizdarm und kann auch beim Reizmagen hilfreich sein (Reizmagen: Symptome, Ernährung, Behandlung | gesundheit.de) (Reizmagen: Symptome, Ernährung, Behandlung | gesundheit.de) – insbesondere wenn Blähungen im Vordergrund stehen. Allerdings ist die Low-FODMAP-Diät recht aufwändig und sollte idealerweise mit Ernährungsberatung erfolgen. Generell gilt: Eine ausgewogene, schonende Ernährung (gut gekochte Nahrung, leicht verdauliche Eiweiße, wenig Reizstoffe) bildet die Basis der Therapie, auch wenn sie allein einen langjährigen Reizmagen selten komplett zum Verschwinden bringt.
  • Stressbewältigung und Achtsamkeit: Da Stress und seelische Faktoren die Symptome nachweislich verstärken können, ist Stressreduktion ein zentrales Element der Therapie. Viele Patienten berichten, dass bereits einfache Maßnahmen wie langsames, bewusstes Essen in ruhiger Umgebung die Beschwerden bessern (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Darüber hinaus helfen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Yoga, den „nervösen Magen“ zu beruhigen (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Solche Techniken reduzieren die Aktivität des Sympathikus (Stressnervensystem) und fördern die vagale Entspannung – der Magen kann wieder normal arbeiten. Wichtig ist, diese Methoden regelmäßig zu üben, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Auch psychosozialer Stress sollte, soweit möglich, abgebaut werden: z.B. durch bessere Alltagsorganisation, Stressmanagement am Arbeitsplatz und das Setzen von Grenzen. Nicht zuletzt kann der Austausch mit anderen Betroffenen (Selbsthilfegruppen) psychischen Druck nehmen – man fühlt sich verstanden und ernstgenommen, was bereits entlastend wirkt. Falls Angst oder depressive Verstimmungen vorliegen, sollten diese mitbehandelt werden, etwa durch Psychotherapie oder – falls nötig – medikamentös (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie). Studien haben gezeigt, dass Psychotherapie (insb. kognitive Verhaltenstherapie) und sogar bauchgerichtete Hypnose einen signifikanten Nutzen bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden haben (Psychosomatische Medizin – Allgemeinmedizin – Universimed – Medizin im Fokus). Hypnosesitzungen, die sich speziell auf den Darm/Magen fokussieren, können z.B. die Schmerzschwelle erhöhen und das Bauchhirn beruhigen. Insgesamt gilt: Ein ganzheitliches Stressmanagement (körperlich und mental) ist ein wichtiger Pfeiler der Reizmagen-Behandlung.
  • Pflanzliche Mittel (Phytotherapie): Viele Patienten setzen auf pflanzliche Arzneien, um den Magen zu besänftigen – und tatsächlich gibt es hierfür auch wissenschaftliche Evidenz. Besonders bewährt hat sich ein pflanzliches Kombinationspräparat namens Iberogast® (auch bekannt als STW5). Dieses rezeptfreie Mittel enthält 9 unterschiedliche Heilpflanzen (u.a. Bittere Schleifenblume, Kamille, Kümmel, Mariendistel, Süßholz) in einer Tropfenmischung. Iberogast wirkt multifaktoriell: Es entspannt verkrampfte Magenmuskulatur, kann aber einen schlaffen Magen zugleich anregen (regulierender Effekt), es reduziert die Hypersensitivität des Magens und wirkt mild entzündungshemmend und säurehemmend (STW 5/Iberogast: Multi-Target-Wirkung bei funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom | Wiener Medizinische Wochenschrift ). In mehreren randomisierten doppelblinden Studien wurde die Wirksamkeit von Iberogast bei funktioneller Dyspepsie nachgewiesen (STW 5/Iberogast: Multi-Target-Wirkung bei funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom | Wiener Medizinische Wochenschrift ). Eine Metaanalyse, die sämtliche hochwertigen Studien zusammenfasste, zeigte eine hoch signifikante Symptomlinderung nach 4 Wochen Iberogast im Vergleich zu Placebo (Thieme E-Journals – Zeitschrift für Phytotherapie / Abstract). Die Studienqualität wurde als hoch eingestuft, was dieses Phytotherapeutikum zu einer evidenzbasierten Therapieoption macht (Thieme E-Journals – Zeitschrift für Phytotherapie / Abstract). Iberogast ist in Deutschland seit Jahrzehnten verfügbar und zeigte in der Praxis ein gutes Sicherheitsprofil (es sind sehr seltene Fälle von Leberschädigungen beschrieben, kausal aber unklar – bei vorgeschädigter Leber sollte man vorsichtig sein). Neben Iberogast gibt es einzelne Heilpflanzen, die gezielt helfen können: Pfefferminzöl und Kümmelöl entspannen z.B. erwiesenermaßen die Magen-Darm-Muskulatur und reduzieren Blähungen sowie Schmerzempfinden (Pfefferminz- und Kümmelöl statt Iberogast?). Präparate mit dieser Kombination (in Magensaftkapseln, damit das Öl erst im Darm freigesetzt wird) haben sich bei Reizmagen-Beschwerden als nützlich erwiesen. Auch Ingwer (z.B. als Tee) kann gegen Übelkeit helfen, und Kamillentee wirkt beruhigend auf Magen und Nerven. Wichtig ist bei pflanzlichen Mitteln: Sie können die schulmedizinische Therapie ergänzen, aber sollten – vor allem bei schweren Symptomen – in Absprache mit dem Arzt eingesetzt werden.
  • Prokinetika (Magenmotilitäts-Förderer): Medikamente, die die Magenbewegung ankurbeln, können im PDS-Subtyp (starkes Völlegefühl, langsame Entleerung) sehr hilfreich sein. Klassische Prokinetika sind Metoclopramid (MCP) und Domperidon, die in den 1970er/80er-Jahren breit eingesetzt wurden. Allerdings wurden ihre Zulassungen wegen seltener, aber teils schwerer Nebenwirkungen (z.B. Herzrhythmusstörungen bei Domperidon, neurologische Störungen bei MCP) eingeschränkt (Thieme E-Journals – Zeitschrift für Phytotherapie / Abstract). Diese Mittel stehen daher heute nur noch eingeschränkt zur Verfügung. Als Alternativen kommen neue Prokinetika zum Einsatz: z.B. Itoprid (in Deutschland erhältlich) oder Prucaloprid (eigentlich ein Abführmittel, das auch die Magenentleerung beschleunigt) off-label. Solche Medikamente fördern die Peristaltik des Magens, sodass Speisen schneller weitertransportiert werden. Das kann besonders die postprandialen Beschwerden lindern. Prokinetika sollten möglichst bedarfsgerecht eingenommen werden (etwa 15–30 Minuten vor einer Mahlzeit, die sonst Probleme bereitet). Bei manchen Patienten zeigen sie gute Erfolge, bei anderen weniger – ein individueller Therapieversuch ist meist gerechtfertigt, sofern keine Gegenanzeigen bestehen. Wichtig: Die neueren Substanzen sind zwar vielversprechend, aber auch hier können Nebenwirkungen auftreten (Itoprid z.B. gelegentlich Durchfall oder erhöhten Speichelfluss). Deshalb erfolgt die Gabe immer unter ärztlicher Kontrolle.
  • Probiotika: Da die Darmflora bei funktionellen Verdauungsstörungen eine Rolle spielen kann, wurden in letzter Zeit auch Probiotika (Präparate mit „guten“ Darmbakterien) untersucht. Tatsächlich deuten erste Studien darauf hin, dass bestimmte Probiotika Symptome der Dyspepsie lindern können ( Medicine ). In einer Übersichtsarbeit (2020) mit mehreren randomisierten Studien zeigte sich eine leichte, aber signifikante Besserung der Dyspepsie-Symptomatik unter Probiotika im Vergleich zu Placebo ( Medicine ) ( Medicine ). Allerdings ist noch unklar, welche Bakterienstämme im Einzelnen am hilfreichsten sind – verschiedene Produkte enthalten unterschiedliche Keime (Lactobacillen, Bifidobakterien, Streptokokken etc.). Ein breites Multispezies-Probiotikum mit ausreichend hoher Keimzahl (mind. einige Milliarden pro Kapsel) über einige Wochen getestet, kann einen Versuch wert sein – insbesondere wenn gleichzeitig Darmblähungen oder nachgewiesenes SIBO vorliegen. Auch fermentierte Lebensmittel (wie Joghurt, Kefir, fermentiertes Gemüse) liefern natürliche Probiotika und können in die Ernährung eingebaut werden. Wichtig ist Geduld: Die Effekte auf das Mikrobiom und die Symptomatik zeigen sich oft erst nach einigen Wochen kontinuierlicher Einnahme. Probiotika sind insgesamt gut verträglich; wenn aber keine Wirkung spürbar ist, sollte man sie nicht unnötig weiternehmen. Künftige Studien werden hoffentlich genauer identifizieren, welche Mikroben-Mischung für den Reizmagen optimal ist ( Medicine ).
  • Weitere medikamentöse Optionen: Neben Prokinetika und Phytotherapeutika gibt es einige konventionelle Medikamente, die je nach Beschwerdebild eingesetzt werden können. Bei ausgeprägtem Brennen und Säuregefühl im Oberbauch verordnet man oft Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Omeprazol oder Pantoprazol, um die Magensäure zu reduzieren. Bei tatsächlich übersäuerten Patienten (z.B. gleichzeitigem Reflux) bringt das Linderung; bei vielen Reizmagen-Patienten ohne Übersäuerung ist der Nutzen allerdings begrenzt (Umfrageergebnisse bestätigen: Ärzte sollten funktionelle Dyspepsie häufiger kausal therapieren! – GESUNDHEIT ADHOC) (Umfrageergebnisse bestätigen: Ärzte sollten funktionelle Dyspepsie häufiger kausal therapieren! – GESUNDHEIT ADHOC). Ein Therapieversuch kann aber gerechtfertigt sein, vor allem wenn Symptome wie Sodbrennen dabei sind. Eine weitere Option bei therapieresistenten Verläufen sind Antidepressiva in geringer Dosierung – insbesondere trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin oder Doxepin) haben sich bewährt, um die Schmerzschwelle im Darmtrakt anzuheben (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract). In viel niedrigerer Dosierung als zur Behandlung von Depressionen verabreicht, wirken sie direkt auf das Nervensystem im Bauch und im Rückenmark dämpfend. Studien zeigen, dass so chronische Oberbauchschmerzen und Übelkeit gebessert werden können, selbst bei Patienten ohne depressive Symptomatik. Diese Therapie erfordert jedoch Geduld (Wirkung meist erst nach einigen Wochen) und engmaschige ärztliche Begleitung. Auch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Johanniskraut werden gelegentlich eingesetzt, vor allem wenn zusätzlich psychische Symptome vorliegen. Bei starker Übelkeit helfen Medikamente wie Vomex® (Dimenhydrinat) oder low-dose MCP. Generell sollte die medikamentöse Therapie individualisiert werden – je nachdem, ob eher Schmerz, Übelkeit oder Völlegefühl im Vordergrund stehen, kommen unterschiedliche Mittel in Frage. Wichtig ist, regelmäßig mit dem Arzt zu evaluieren, welche Therapien wirken und welche nicht, um unnötige Medikamente wegzulassen.

Abschließend sei betont: Ein Reizmagen erfordert oft Geduld und eine umfassende Betreuung. Die besten Erfolge werden erzielt, wenn Arzt und Patient als Team zusammenarbeiten – der Patient lernt, seine Auslöser und frühwarnzeichen zu erkennen, und der Arzt unterstützt mit einem maßgeschneiderten Mix aus Therapien. Die Prognose ist erfreulicherweise insgesamt gut: Auch wenn die Beschwerden immer mal wieder aufflammen können, gibt es keine gefährlichen Verläufe. Viele Betroffene finden im Laufe der Zeit heraus, welche Maßnahmen ihnen persönlich am meisten helfen – sei es die tägliche Entspannungsroutine, eine bestimmte Ernährung oder ein pflanzliches Präparat. Mit der richtigen Strategie lässt sich ein Reizmagen bändigen, sodass die Lebensqualität deutlich steigt. Und nicht zuletzt hilft das Wissen, nicht allein zu sein: Funktionelle Verdauungsbeschwerden sind häufig, gut erforscht und vor allem echt – „Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung“ (Reizmagen-Schmerzen sind keine Einbildung), sondern ein ernstzunehmendes, aber behandelbares medizinisches Problem. Durch die Kombination aus medizinisch-wissenschaftlichem Verständnis und ganzheitlicher Therapie kann den Betroffenen effektiv geholfen werden, damit der Magen zur Ruhe kommt.

Quellen: Aktuelle Leitlinien, Studien und Übersichtsarbeiten wurden verwendet, u.a. Holtmann et al., Gastroenterologie up2date 2023; Kang et al., J. Clin. Med. 2019; Tan et al., Aliment Pharmacol Ther 2017; sowie Informationen der AOK, Cleveland Clinic und weiterer Fachpublikationen (Thieme E-Journals – Gastroenterologie up2date / Abstract) (Helicobacter pylori Eradication Therapy for Functional Dyspepsia: A Meta-Analysis by Region and H. pylori Prevalence) (Randomised clinical trial: rifaximin versus placebo for the treatment of functional dyspepsia – PubMed) (Reizmagen: Symptome und Behandlung einer funktionellen Dyspepsie) (Thieme E-Journals – Zeitschrift für Phytotherapie / Abstract).

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