Warum der „Migratory Motor Complex“ für deinen Darm so wichtig ist, wenn du unter Reizdarm oder SIBO leidest.
Meine Geschichte – als mein Bauch einfach nie zur Ruhe kam
Zwischen 2016 und 2024 fühlte sich mein Bauch an, als würde er nicht richtig arbeiten – Blähungen, ein Druck direkt unterm Brustkorb, Müdigkeit, Brain Fog, und das Schlimmste: Ich hatte das Gefühl, mein Essen würde einfach nicht richtig verdaut. Ich war damals mitten in meinem Biologie-Masterstudium, aber mein Körper hat einfach gestreikt. Ich dachte, wenn ich ein Leben habe, das nicht mehr so stressig ist, dass sich mein Darm wieder regulieren würde.
Ich brach mein Master-Studium in Biologie ab und wechselte ins Social Media Marketing bei einer Firma. Jedoch wurde es mit meinem Bauch immer schlimmer, auch wenn ich jetzt „weniger Stress“ hatte. Dann habe ich mich dazu entschieden, schwanger zu werden und hatte die ganze Schwangerschaft über Bauchprobleme. Es waren wirklich schwere Jahre.
Die Diagnose „Reizdarm“ habe ich unzählige Male gehört. Und irgendwann – viel später – habe ich selbst herausgefunden, dass ich SIBO hatte: eine Dünndarmfehlbesiedlung, bei der zu viele (falsche) Bakterien dort leben, wo sie eigentlich nicht hingehören.
Aber was ich damals nicht wusste: Eines der wichtigsten Systeme meines Körpers war völlig aus dem Gleichgewicht – der Migrating Motor Complex, kurz MMC.
Wenn du wissen willst, ob du SIBO hast, kannst du hier den SIBO Atemtest von reizdarm.sos machen. *
Was ist der MMC?
Der MMC (Migrating Motor Complex) ist sozusagen das Reinigungssystem deines Darms. 🧹
Er sorgt dafür, dass zwischen den Mahlzeiten die Reste, Bakterien und unverdaulichen Partikel im Dünndarm „aufgeräumt“ und in Richtung Dickdarm transportiert werden.
Stell dir den MMC vor wie eine innere Straßenkehrmaschine – ohne ihn sammeln sich die Bakterien da an, wo sie nicht bleiben sollten. Genau das kann zu SIBO führen.
Warum ist der MMC so wichtig?
Wenn der MMC nicht funktioniert, kann das schlimme Folgen haben. Bei mir war das so: Ich hatte dauerhaft Blähungen, Verstopfung im Wechsel mit Durchfall, Essen blieb wie ein Stein im Magen liegen – und mein Bauch war ständig aufgebläht.
Das Problem: Wenn der MMC nicht richtig arbeitet, können sich Bakterien im Dünndarm ansiedeln – die eigentliche Ursache von SIBO.
Und dann beginnt ein Kreislauf aus Symptomen, Unverträglichkeiten und Erschöpfung.
Wie funktioniert der MMC?
Der MMC läuft alle 90 bis 120 Minuten ab – aber nur, wenn du nichts isst!
Also wirklich gar nichts. Auch kein kleiner Snack, kein Kaffee mit Milch, kein Apfel. Jede Nahrungsaufnahme unterbricht den Reinigungszyklus.
Der Ablauf hat 4 Phasen:
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Ruhephase – fast keine Bewegung im Darm
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Vereinzelte Kontraktionen – der Darm „zuckt“ hin und wieder
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Intensive Wellen – jetzt wird durchgeputzt, alles wandert weiter
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Übergangsphase – der Darm bereitet sich auf den nächsten Zyklus vor
Die wichtigste Phase ist Phase 3, weil sie das ist, was deinen Darm aufräumt.
Was bringt den MMC durcheinander?
Da ich jedes Jahr mehr Symptome hatte, habe ich viele verschiedene Dinge ausprobiert. Der katastrophalste Tipp war, dass ich mehrere kleine Mahlzeiten am Tag verteilt essen sollte. Da führte dazu, dass ich irgendwie immer ein bisschen aß und zu den Hauptmahlzeiten kaum Hunger hatte. Das erschwerte es meinem Darm, sich zu reinigen und die SIBO Symptome wurden immer schlimmer. Es war alles einfach ein Chaos.
Somit sind die Hauptursachen, die den MMC durcheinander bringen:
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Stress
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ständiges Snacken
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nährstoffarme Ernährung
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und später die Folgen von SIBO selbst.
Der Dünndarm kann Gase nicht so gut transportieren, wie der Dickdarm. Deswegen entstehen oft „Blockaden“ und das Essen wird nicht gut verdaut. Der Magen leert sich nicht, weil ihm signalisiert wird, dass der Dünndarm noch nicht leer ist. Die Gase, die im Dünndarm entstehen, werden hauptsächlich über das Blut in die Lunge transportiert und dort über die Atmung aus dem Körper ausgeschieden. Dieser Prozess kann bis zu 24 Stunden dauern. So hatte ich oft Appetitlosigkeit, gefolgt von Heißhungerattacken nach dem unwillkürlichen stundenlangen Fasten. Da ich dann manchmal Abends viel aß, um das aufzuholen, was ich tagsüber nicht essen konnte, schlief ich schlecht und wachte morgens ohne Appetit auf. Die Darm-Dysbiose wurde immer schlimmer und mein Darm war fast nie so richtig leer.
Deswegen ist es ein Anliegen von mir, dir zu sagen, wie wichtig es ist, dass du auf deinen eigenen Körper hörst.
- Wann fühlt sich dein Magen leer an?
- Was passiert, wenn du zu spät isst?
- Snackst du viel? (Egal, ob es gesunde Sachen sind. Snacken unterbricht den MMC)
- Hast du zu den Hauptmahlzeiten gut Hunger?
Stelle dir all diese Fragen und versuche in den nächsten Tagen, einige kleine Veränderungen zu machen.
Esse spätestens um 18:00 (oder 19:00 wenn du berufstätig bist). Esse maximal 3-4 Mal am Tag und esse deine erste Mahlzeit vor 9:00 Uhr. Gehe zeitig um 22:30 schlafen und achte darauf, dass du morgens Appetit hast. Kaue gut.
Auch Medikamente wie Säureblocker, eine starke Histaminbelastung oder Motilitätsstörungen (z. B. nach Magen-Darm-Infekten) können den MMC ausbremsen.
Was kannst du tun, um deinen MMC zu unterstützen?
1. Essenspausen einhalten
Mach mindestens 3–4 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten. Wirklich Pause – keine Snacks, keine Drinks mit Kalorien.
2. Stress herunterfahren
Der MMC liebt Ruhe. Spaziergänge, Atemübungen oder abends ohne Bildschirm ins Bett gehen, helfen enorm.
3. Prokinetika (natürlich oder verschrieben)
Manche haben mit Iberogast, Ingwer und Artischocke gute Erfahrungen gemacht. Bei SIBO helfen manchmal auch verschriebene Prokinetika – aber da solltest du mit einem Arzt sprechen.
4. Nährstoffe auffüllen
Ein Mangel an Zink, B-Vitaminen oder Magnesium kann den MMC behindern. Ich habe das durch ein großes Blutbild beim Arzt abgeklärt.
Mein persönlicher Gamechanger
Als ich begann, meine Mahlzeiten klar zu trennen, keine Snacks mehr zu essen und meinen Tagesablauf auf Essenspausen auszurichten, passierte zum ersten Mal etwas:
Mein Bauch wurde langsam flacher. Ich hatte weniger Blähungen, bessere Verdauung – und sogar mein Brain Fog wurde besser.
Natürlich hat das nicht über Nacht funktioniert. Aber es war der Anfang von echtem Fortschritt. Und endlich fühlte ich, dass ich meinen Körper verstehen konnte.
Fazit
Wenn du SIBO, Reizdarm oder chronische Verdauungsprobleme hast, solltest du den MMC unbedingt kennen und beachten.
Er ist kein Hype, sondern ein echtes, gut erforschtes System, das dir hilft, deinen Darm gesund zu halten. Leider reden viele Ärzte nicht darüber – aber hier auf meinem Blog bekommst du genau die Infos, die ich mir früher selbst gewünscht hätte.
Studien
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Vantrappen, G. et al. (1979). „The migrating motor complex of the human gut.“ Gastroenterology.
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Quigley, E.M. (2001). „Gastrointestinal motility disorders.“ Current Opinion in Gastroenterology.
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Hasler, W.L. (2006). „Motility of the small intestine and colon.“ GI Motility Online.
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Camilleri, M. (2010). „GI motility and functional bowel disorders.“ New England Journal of Medicine.
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